Über die STIFTUNG MICHAEL

Michael Harzendorf (1942 - 2023)

Michael Harzendorf
1942 - 2023

Am 10. Februar 2023 ist Michael Harzendorf in Überlingen am Bodensee gestorben. Er wurde 80 Jahre alt. Michael war mehr als nur Namensgeber der Stiftung, er war der Grund, dass es die Stiftung überhaupt gibt. Sein Vater Fritz Harzendorf und der Epileptologe Dieter Janz kamen vor nun mehr als 60 Jahren zusammen und erkannten die Notwendigkeit, eine Organisation zur Verbesserung der Behandlung und Lebensqualität von Menschen mit Epilepsie aufzubauen.

Michael konnte kein eigenständiges Leben führen. Ob er wusste, welche Bedeutung die Stiftung in den Jahrzehnten ihres Bestehen erlangt hat, können wir nur erahnen. Michael war für uns, die wir die Geschicke der Stiftung leiten, immer präsent und wird es immer bleiben. Sein Schicksal ist uns dauerhaft Auftrag und Motivation. Die STIFTUNG MICHAE wurde bewusst nicht nach ihren Gründervätern benannt. Michael steht als Person und Name beispielhaft für alle, denen die Stiftung sich verpflichtet fühlt: Den Menschen mit Epilepsie.

In tiefer Trauer
Rat und Vorstand der STIFTUNG MICHAEL

Im Oktober 2022 feierte der Namensgeber der STIFTUNG MICHAEL seinen 80. Geburtstag. Zu diesem Anlass schrieb seine Schwester, Dr. Agathe Bühler, damals diese berührenden Zeilen:

Mein Bruder Michael

Michael, der der Stiftung seinen Namen gegeben hat, ist im Oktober achtzig Jahre alt geworden. Er hat seinen Geburts- tag im Vianney Hospital in Überlingen gefeiert, wo er seit 1963 wohnt – seit fast sechzig Jahren.

Geboren ist Michael in Konstanz, und wir wohnten in Überlingen in einer winzigen Zwei-Zimmer-Wohnung unter dem Dach. Dort ist er als Baby von der Waage gefallen; aber ob das die Ursache seiner Epilepsie ist, konnte nie festgestellt werden. In der Kleinstadt Überlingen gab es während des Krieges kaum Ärzte und keiner hat so recht gewusst, worum es sich handelt – am Anfang sprach man auch von Stimmritzenkrämpfen. Ich erinnere mich an Krämpfe, die nie lange andauerten und an Absencen; aber für mich war er einfach ein Bruder, wenn auch ein langsamer.

1946 zogen wir nach Göppingen, wo mein Vater, der bis 1933 gegen Hitler gekämpft hatte (als Journalist und Zeitungsredakteur), die Neue Württembergische Zeitung verlegen durfte (mit einer Lizenz der amerikanischen Militärverwaltung). Ich erinnere mich an Spaziergänge am Wochenende nach dem 6 km entfernten Rechberghausen, wo unsere Großmutter lebte, und Michael lief wunderbar mit. Zwei Jahre später war aber klar, dass er nicht normal eingeschult werden konnte. Michael verbrachte einige Zeit in Bethel und längere Zeit in einer anthroposophischen Anstalt, wo er wohl auch Schulunterricht hatte. Ich erinnere mich, dass wir ihn regelmäßig an den Wochenenden besuchten.

1952 zogen wir um in das neu errichtete Zeitungsgebäude in Göppingen, und ab da hatte Michael täglich Unterricht bei einem Hauslehrer. Michael hatte ein phantastisches Gedächtnis, und sein Langzeitgedächtnis ist auch heute noch verblüffend; sein Kurzzeitgedächtnis – so fand ich bei meinem letzten Besuch in Überlingen – lässt allerdings nach.

Er hatte auch Religionsunterricht; man kann ihn noch heute nach allen Heiligen befragen und ist erstaunt, wie viel er darüber noch weiß.

1957 war dann das entscheidende Jahr, in dem mein Vater Prof. Dieter Janz traf, der Michael behandelte und dem es gelang, Michael anfallsfrei zu machen. Aber es war schon lange klar geworden, dass er wegen seiner Anfälle und Absencen nie ein selbständiges Leben würde führen können.

Heute sitzt Michael im Rollstuhl und bewegt sich nur mit größter Mühe. Er erkennt uns alle und hat die großartige Eigenschaft sich zu freuen, wenn man auf Besuch kommt, aber auch zufrieden zu sein, wenn man wieder geht. Seine Konzentration lässt nach; er kann sich nicht mehr sehr lange mit Musik oder Fernsehen befassen. Seine Leselust ist aber unverändert, und sobald man sich verabschiedet hat, wendet er sich wieder seinen Büchern zu.

Von der Stiftung, die seinen Namen trägt und seinetwegen gegründet wurde, weiß Michael nichts; genau so wenig weiß er von seiner eigenen Krankheitsgeschichte. Es würde ihn aber sicherlich sehr glücklich machen, wenn er als gesunder Mensch wüsste, dass seine Krankheit die Ursache für eine Stiftung geworden ist, die sehr vielen Menschen geholfen hat und die noch täglich weiterhilft.

STIFTUNG MICHAEL

Alsstraße 12
53227 Bonn
Deutschland

Tel.:    +49 (0)228 - 94 55 45 40
Fax:    +49 (0)228 - 94 55 45 42
E-Mail: poststiftung-michael.de