MICHAEL-PREIS

MICHAEL-Preisträger/in Prof. Dr. Heidrun Potschka
Prof. Dr. Heidrun Potschka
MICHAEL-Preisträger/in Dr. Jozsef Janszky
Dr. Jozsef Janszky

Der mit insgesamt € 12.500.- dotierte Preis wurde am 28. August auf dem 26. Internationalen Epilepsie-Kongress in Paris verliehen.

MICHAEL-PREIS – Preisträger/innen 2005

Der MICHAEL-PREIS 2005 wurde verliehen an:

Prof. Dr. Heidrun Potschka
Tierärztliche Hochschule Hannover
München (Deutschland)
Dr. Jozsef Janszky
Neurologische Klinik Pecs
Pecs (Ungarn)

Laudatio

Prof. Dr. Potschka führt ihre Forschungsarbeiten seit 1997 am Institut für Pharmakologie, Toxikologie und Pharmazie der tierärztlichen Hochschule in Hannover (Direktor Prof. Dr. W. Löscher) durch. Seit Mai 2004 ist sie Juniorprofessorin. Im August 2004 konnte sie ihre Habilitation abschließen und wurde danach zur Privatdozentin ernannt.

Ihre wissenschaftlichen Arbeiten beschäftigen sich schwerpunktmäßig mit den Mechanismen von Therapieresistenz bei Epilepsien mit dem Ziel, neue Therapiestrategien für diese Anfallsgruppen zu finden. Ihre Publikattionen, einschlie0lich der Preisarbeit „multidrug resistance protein MRP2 contributes to blood-brain barrier function and restricts antiepileptic drug activity“ bilden die wissenschaftliche Grundlage der 2multidrugTransporter-Hypothese“ zur Pharmakoresistenz.

Zwei Hypothesen werden als mögliche Mechanismen derzeit diskutiert. Eine veränderte Pharmakoresistenz von Zielstrukturen (Targethypothese) und die von Frau Professor Potschka untersuchte Multidrug-Transporter-Hypothese. Darunter wird postuliert, dass eine Überexpression von Multidrug-Transportern an der Blut-Hirn-Schranke die Konzentration von Antiepileptika im Bereich des epileptischen Fokus limitiert. Diese Hypothese konnte in den vorgelegten Arbeiten belegt werden. Antiepileptika sind Substrate der Transporter. An MRP2-defiziente Ratten (transporternegative TR-Ratten) gelang erstmals der Nachweis, dass ein Mangel an auswärtsgerichteten Transportern (ABCC2) zu einer erhöhten Gehirngängigkeit des Antiepileptikums Phenytoin führt. Versuche im Amygdala-Kindling-Modell belegten die funktionelle Relevanz dieser Entdeckung. Die Kombination ds bekannten Multidrug-Transporter-Inhibitons Probenecid mit Phenytoin steigerte gleichermaßen wie die genetische MRP2-Defizienz die antikonvulsive Wirkung des Phen An verschiedenen Epilepsiemodellen konnte eine wahrscheinlich anfallsinduzierte Hochregulation der Espression des Multidrug in Endothelzellen der Blut-Hirn-Schranke aber auch in Neuronen und Astrozyten beobachtet werden.

Die wissenschaftlichen Arbeiten von Frau Prof. Potschka bilden einen qualitativ neuen Beitrag zum Verständnis der Therapieresistenz bei epileptischen anfällen und offerieren einen neuen Ansatz zur Verbesserung der Behandlung von anfallskranken Menschen.

Dr. Jozsef Janszky arbeitet als „Head of Section“ für Video-EEG und prächirurgische Diagnostik in der Abteilung für Neurologie der Universität Pecs in Ungarn.

Nach einer fundierten klinisch-neurologischen Ausbildung in Ungarn war er von 2002 bis 2004 als wissenschaftliches Mitglied und Gastarzt im Epilepsie-Zentrum Bethel tätig. Aus dieser Zeit werden vier wissenschaftliche Publikationen als Preisarbeit für den MICHAEL-PREIS 2203/2004 vorgelegt, die sämtlich in hochrangigen internationalen Zeitschriften erschienen sind.

Ausgehend von den Beobachtungen und den Befunden der prächirurgischen Diagnostik hat er den Einfluss epileptischer Aktivität auf die Sprachorganisation bei medialer Temporallappenepilepsie (MTLE) analysiert. Die Sprachlateralisation folgt während der ersten fünf Lebensjahre im Wesentlichen einem genetisch determinierten Zeitplan. Läsionen in den Sprachzentren während dieser kritischen vulnerablen Phase können eine atypische Sprachlateralisation zur Folge haben. Dieses Phänomen wird häufig bei Menschen mit Epilepsie beobachtet. Patienten mit MTLE zeigen eine identische Pathologie, die räumlich vom Sprachzentrum getrennt ist. Damit ist es möglich, den Effekt der epileptischen Aktivität auf die Sprachorganisation getrennt von läsionellen Einflüssen zu analysieren. Eine atypische Sprachrepräsentation bei linksseitiger MTLE war mit einer erhöhten Spike-Aktivität und sensorischen Auren assoziiert. Psychische Auren waren signifikant häufiger bei linksseitiger Sprachdominanz. Diese Befunde sind ein weiterer Beleg für die Bedeutung funktionellere Faktoren für die Organisation der Sprache im Gehirn.

In einer weiteren Arbeit hat dr. Janszky durch sorgfältige Analyse klinischer und paraklinischer Daten von Patienten mit Temporallappenepilepsie und Ammonshornsklerose Prädiktoren für die Langzeitprognose nach epilpsie-prächirurgischen Eingriffen erarbeitet.

Dabei zeigte sich, dass die Erfolgsrate nach zwei Jahren vom Auftreten sekundär generalisierter Anfälle und /oder einer iktalen Gliedmaßendystonie bestimmt war, während die Prognose nach fünf Jahren wesentlich von der Dauer der Epilepsie abhing. Eine frühe chirurgische Therapie ist deshalb bei TLE zu empfehlen.

Die Arbeiten von Dr. Janszky zeichnen sich durch Originalität und kritisches Denken aus. Es ist ihm gelungen, durch Analyse einzelner Patienten grundsätzliche Mechanismen zur neuronalen Organisation und Plastizität zu identifizieren. Er schlägt damit eine Brücke von der klinischen zur Grundlagenforschung.

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